Silvester in Japan - Bräuche zum japanischen Jahreswechsel
Silvester wird in Japan besonders gefeiert und unterscheidet sich stark von den deutschen Traditionen. Hier liegt der Fokus auf Besinnlichkeit, Familie und dem Besuch von Shinto-Schreinen, nicht auf Feuerwerk. Die Vorbereitungen beginnen für viele Japaner schon Anfang Dezember. Dazu gehören Jahresabschiedsparties, großes Saubermachen und das Schreiben von Neujahrskarten. Es ist auch üblich, Soba-Nudeln zu essen und kleine Geschenke zu tauschen. Kommt mit, diese einzigartige Seite der japanischen Kultur zu erkunden.
Vorbereitungen auf das Fest
Bōnenkai (忘年会) - Das Jahr verabschieden
In Japan ist die Tradition des Bōnenkai eine beliebte Art, das Ende des Jahres zu feiern. Bōnenkai bedeutet wörtlich "das Jahr vergessen" und ist eine japanische Trinkparty, die im Dezember stattfindet, meist in Gruppen von Kollegen oder Freunden. Der Zweck dieser Partys ist es, die Sorgen und Probleme des vergangenen Jahres zu vergessen und sich auf das neue Jahr zu freuen. Bōnenkai-Partys sind geprägt von Reden, Trinksprüchen und Gesang, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, sich auszutoben und die Gesellschaft der anderen zu genießen. Traditionell werden bei Bōnenkai-Partys kleine Geschenke ausgetauscht, um Dankbarkeit und Wertschätzung auszudrücken.
Oosouji - Das große Putzen vor dem Neujahrsfest
Während der letzten Woche vor dem Jahreswechsel kümmern sich die meisten Haushalte in Japan um die Oosouji - die große Reinigung. Es ist üblich, dass nicht nur Wohnungen und Häuser, sondern auch Schulen, Büros und öffentliche Plätze gründlich gereinigt werden. In der Vergangenheit wurden auch Burgen und Tempel gereinigt.Der japanische Gedanke hinter der Oosouji ist, rein und unbelastet in ein neues Jahr zu starten. Daher wird in dieser Zeit auch viel aufgeräumt und unnötige Gegenstände weggeworfen. Das Saubermachen hat nicht nur praktischen Nutzen, sondern ist auch eine symbolische Reinigung, um schlechte Energien loszuwerden und Platz für Gutes und Glückliches zu machen.
Nengajo - Neujahrskarten in Japan
Nengajo sind Neujahrskarten in Japan, die ähnlich wie Weihnachtskarten im Westen an Familie, Freunde, Geschäftspartner und Kunden geschickt werden, um Neujahrsgrüße auszutauschen. Die Karten sind oft mit einem Tierkreiszeichen illustriert, das das kommende Jahr repräsentiert. Aber es gibt auch traditionelle japanische Motive wie den Mt. Fuji und die aufgehende Sonne oder beliebte Charaktere wie Hello Kitty und Mickey Mouse. Die japanische Post beginnt, Nengajo am 15. Dezember zu akzeptieren und stempelt besondere Markierungen auf Nengajo ab, um sicherzustellen, dass sie pünktlich zum Neujahr, am 1. Januar ausgeliefert werden. Nengajo sollten nicht an Personen geschickt werden, die in diesem Jahr einen nahen Angehörigen verloren haben, aus Respekt für ihre Trauer. Obwohl die Anzahl der Nengajo in den letzten Jahren aufgrund von Email und anderen elektronischen Medien gesunken ist, bleibt diese Tradition eines der am häufigsten gefeierten Neujahrsbräuche in Japan.
Dekorationen für Glück, Wohlstand und Gesundheit
Für den Schmuck und für viele Speisen der Neujahrsfestlichkeiten werden Symbole verwendet, die als Glücksbringer für das neue Jahr gelten.
Shimekazari (しめ飾り) und Kadomatsu (門松)
Shimekazari und Kadomatsu sind traditionelle Neujahrsdekorationen in Japan, um das Haus oder die Wohnung für das neue Jahr zu segnen. Shimekazari sind festliche Anhänger aus Stroh, Papierstreifen und Verzierungen wie Früchten, Bändern und Bambusblättern. Sie hängen meist an Haustüren oder Eingängen und stehen für Glück, Schutz vor bösen Geistern und einen Neuanfang. Kadomatsu, aus Bambus, Kiefernzweigen und Stroh, stehen oft an Eingängen von Häusern, Tempeln und Schreinen. Sie sollen Glück und Wohlstand im neuen Jahr bringen.
Kagami Mochi (鏡餅) - Reiskuchen
Kagami Mochi ist eine weitere wichtige Neujahrsdekoration in Japan und steht für Familie und ein langes Leben. Es besteht aus zwei runden Mochi, die übereinander gestapelt sind und mit einer Orange dekoriert werden. Der obere Reiskuchen steht für das Jahr, das vergeht, während der untere das kommende Jahr repräsentiert. Kagami Mochi wird oft auf einem Teller oder einem speziellen Ständer im Wohnzimmer platziert. Es dient nicht nur als Dekoration, sondern wird nach einigen Tagen auch als traditionelles Essen zubereitet und gegessen.
Ōmisoka (大晦日) - Silvester in Japan
Auch in Japan wird Silvester am 31. Dezember gefeiert, genau wie bei uns. Das ist aber erst seit 1873 so, als der gregorianische Kalender eingeführt wurde. Traditionell verbringt man den Silvesterabend dort im Kreis der Familie, zusammen mit Freunden und Verwandten. Obwohl Japan nicht für ausgelassene Silvester-Partys bekannt ist, finden in Großstädten wie Tokio, Yokosuka und Yokohama spektakuläre Veranstaltungen statt, die oft bis in die frühen Morgenstunden dauern. Dagegen pilgern die Menschen in Kyoto und an anderen historischen Orten in der Silvesternacht zu Tempeln und Schreinen. Feuerwerke sind zu Silvester allerdings nicht üblich.
Wenn ihr den Jahreswechsel in Japan erleben wollt, plant am besten frühzeitig. Viele Japaner reisen zu dieser Zeit, daher sind die Züge und Busse oft ausgebucht.
Kohaku Uta Gassen (紅白歌合戦) - Die Rot-Weiße-Gesangsschlacht
Die Kohaku Uta Gassen ist eine sehr beliebte Musikshow von NHK, die in Japan jedes Jahr am letzten Tag ausgestrahlt wird. In dieser Sendung treten berühmte japanische Künstler in einem Wettkampf zwischen einem roten und einem weißen Team auf. Sie singen und tanzen zu den populärsten Liedern des Jahres. Die Show hat eine lange Tradition und wird von Millionen Menschen im Fernsehen angeschaut. Sie markiert den Abschied vom alten Jahr und begrüßt das neue Jahr.
Toshikoshi Soba (年越しそば) - Nudeln für Stärke und Widerstandskraft
Toshikoshi Soba sind lange, dünne Buchweizennudeln, die am letzten Tag des Jahres in Japan gegessen werden. Die Nudeln werden oft mit einer würzigen Sojasauce und verschiedenen Zutaten wie Lauch, Tempura oder Nori serviert. Die Soba-Nudeln symbolisieren aufgrund ihrer Länge ein langes Leben, und es ist üblich, sie um Mitternacht zu essen. Früher wurden sie von Tempeln oder wohlhabenden Herrschern an hungrige Massen verteilt, um das Land zu segnen.
Joya no kane (除夜の鐘) - Tempelglocken statt Feuerwerke
Das Joya no Kane ist eine buddhistische Tradition, bei der um Mitternacht die Tempelglocke genau 108 Mal geschlagen wird. Dieses Läuten verabschiedet das alte Jahr und begrüßt das neue. Die 108 Schläge symbolisieren die menschlichen Begierden, die man überwinden sollte. Das Glockenläuten erinnert die Menschen daran, ihre Begehren loszulassen und das neue Jahr mit einem reinen und klaren Geist zu beginnen. Viele Menschen besuchen ein Tempel und schlagen selbst die Glocke. Sie tun dies, um Lasten und Sünden oder unerwünschte Gedanken Gewohnheiten hinter sich zu lassen und frisch und unbelastet ins neue Jahr zu starten.
Im nächsten Artikel erfahrt ihr mehr über das japanische Neujahrsfest, den ersten Schreinbesuch, den ersten Sonnenaufgang des Jahres, Osechi, Otoshidama und weitere Traditionen. Bleibt dran für mehr Infos.